GLAS + RAHMEN Ausgabe 02.06  

((Technik, Unternehmen, Seite 30))
„Wir tun was für unsere Partner“

Firmenchef Frank Wulfmeier (l.) und Peter Eggert zeigten sich sehr zufrieden mit dem Ablauf des Glastages und der regen Beteiligung der über 100 Teilnehmer.PARTNERTAG. MIT ÜBER 100 TEILNEHMERN WAR AUCH IN DIESEM JAHR DER WULFMEIER GLASTAG WIEDER SEHR GUT BESUCHT. MEHR ALS 70 PARTNERFIRMEN DES BIELEFELDER GLASVEREDLERS UND CLIMALIT-PARTNERS WAREN VERTRETEN, UM SICH IN SACHEN TECHNIK, MARKETING UND RECHT WEITERZUBLIDEN.

Wir wollen agieren, nicht reagieren“, mit diesen Worten eröffnete der Firmenchef Frank Wulfmeier vor vollem Haus die Veranstaltung. „Wir tragen mehr denn je Verantwortung für die Weiterentwicklung unserer Kunden. Allein aus den fachlichen Konzepten, lassen sich heute nicht mehr genug Aufträge generieren.“ Ziel sei es weiter, so Wulfmeier, die Partnerbetriebe dabei zu unterstützen, sich für die weiter verschärfende Marktsituation fit zu machen. Dazu gehöre heute, neben fachlichem Know-how, eine gute Rechtskenntnis, so z.B. in Fragen des Vertragsrechts, der Nachtragsforderungen und der gängigen Ausschreibungsmodalitäten. Ebenso wichtig sei das richtige Verkaufen. Nur wer in Sachen Marketing und Verkauf fit sei könne auch schwierige Zeiten überstehen.
Wulfmeier: „Mittlere und kleinere Unternehmen können nicht in Billiglohnländer abwandern. Wir produzieren hier oder gar nicht. In der Region ansässigen Handwerker müssen aber mehr bieten, als ihre Billigkonkurrenz. Kundennähe und guter Service gehören deshalb zum Rüstzeug eines guten Handwerksunternehmens.“

Tipps für die Praxis
Bei den Fachreferaten standen u.a. die technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen (TRAV) auf dem Programm. Hierzu erläuterte Ralf Vornholt vom Technisches Marketing der Saint-Gobain Glass Deutschland (SGGD ) Fragen zu Planung, Handling und Montage von statisch tragenden Glaskonstruktionen. In diesem Kontext wies Vornholt die Anwesenden explizit darauf hin, dass neben den TRAV noch eine Reihe weiterer Bestimmungen gelten, wie etwa die Verglasungsrichtlinien oder die Regeln zum Glaseinbau. Zudem sei Baurecht Landesrecht: Was in Bayern gelte, müsse in Hamburg oder Berlin nicht zutreffen. Im eigenen Interesse sollten sich Betriebe schon im Planungsstadium kundig machen, um Fehlern und Mängeln vorzubeugen. Vornholt legte abschließend den Anwesenden die TRAV-Anhänge mit ihren wichtigen Zusatzinformationen ans Herz.

Ein weiterer Programmpunkt war das aktuelle Baurecht. Rechtsassessor Werner gab Auskunft zur VOB u.a. zu Vertragsgrundlagen und Rechnungsstellung. Werner: „Je genauer und detaillierter Glaser und Fensterbauer ihre Leistung definieren, desto höher sind im Streitfall ihre Chancen, auch wirklich an ihr Geld zu kommen.“ Erst nach Abnahme und Rechnungsstellung sei der Vergütungsanspruch gültig. Liefere der Handwerker aber nur Bauelemente (ohne Montage), sei nach unreklamierter Übergabe der Empfänger/Bauherr bei Mängeln beweispflichtig. „Nehmen sie aber jede Mängelrüge ernst, bei hohen Summen lohnt es sich fast immer einen privaten Gutachter vor dem Prozess einzusetzen. Das Privatgutachten ist vor Gericht zwar rechtlich nicht relevant, kann aber den Richter positiv einstimmen“, riet Werner.
Leider zeige die Praxis immer wieder, dass oft nicht klar sei, was genau vergütet werden soll und was nicht. Schon fast provokant klang die Frage des Juristen, ob die Anwesenden die relevanten DIN-Normen bei der Auftragsbearbeitung stets griffbereit hätten. Denn für den Fall, dass die VOB/C vereinbart werde, sei die jeweilige DIN heranzuziehen (für Glas die DIN 1836/Verglasung). Hier sei genau definiert, welche Leistungen im Auftrag enthalten sein müssen und welche nicht. Vielen Handwerker sei oft nicht klar, welche Nebenleistungen separat vergütet werden.
Auch zur Handhabung von Mängelanzeigen gab es wichtige Infos: Nach neuem Recht (BGTB + VOB) sei eine Nachfristsetzung zur Mängelbeseitigung durch den Auftraggeber nicht mehr erforderlich. Schlage der erste Nachbesserungsversuch fehl, müsse der Auftraggeber keine neue Frist mehr setzen. Der Handwerker sei jetzt schadensersatzpflichtig.
Ein abschließender Tipp des Baurechtsprofis: „Prozessieren sie nicht um Summen unter 10.000 Euro, es lohnt sich nicht, wenn man alle Kosten rechnet.“

Dr. Nikolas Janke vom Technischen Marketing der SGGD behandelte das Thema Schallschutz. Neben theoretischem Grundlagenwissen vermittelte er anhand von Hörbeispielen den Anwesenden anschaulich, wie sich Lärm in unserem Alltag darstellt. Wie man die entsprechenden Schallschutzgläser richtig einsetzt, erörterte er im zweiten Teil des Vortrags. Janke gab dabei einen Überblick über relevante Regelwerke und ging auf die Planungsgrundlagen im Zusammenhang mit Schallschutzanwendungen ein. Er unterstrich, dass Fensterkonstruktion und Verglasung, einschließlich Baufuge (und ev. Rollladenkasten) so aufeinander abgestimmt sein müssen, dass die geforderte Schalldämmung im eingebauten Zustand erreicht wird.

Um seine Kunden aktiv bei der Marktbearbeitung zu unterstützen hat Wulfmeier zusammen mit den Climalit-Partnern (CP) für kleinere Unternehmen unter seinen Kunden ein Seminarprogramm zu verschiedenen Marketing- und Technikthemen aufgelegt. Dies soll bei den Partnern das Basiswissen zu Produkten und Leistungen festigen sowie bei der Kundenakquise und Marketingmaßnahmen Hilfestellung bieten. Die Teilnehmern sollen so Impulse zur Findung neuer Kunden über Lokalmarketing erhalten. Das schließt auch die Kundenpflege ein. Dahinter steht die Überzeugung, dass ein zufriedener Kunde als Multiplikator für Neuaufträge eine wichtige Rolle spielt.Beim 2. Wulfmeier Glasertag erhielten die ersten elf Partnerbetriebe ihre Auszeichnung zum CP-Fachbetrieb. Wenn die Teilnehmer an den drei Seminaren „Produktschulung“, „Marketingschulung“ und „Verhaltenstraining für Monteure“ erfolgreich teilgenommen haben, dürfen sie sich CP-Fachbetrieb nennen und erhalten von Wulfmeier zusätzliche Verkaufshilfen und -unterstützung.


Beim Glastag in Bielefeld erhielten die ersten elf CP-Fachbetriebe ihre Auszeichnung aus den Händen von Daniela Mamet, Marketing Partnerschaften SGGD, und wurden von Frank Wulfmeier mit einer Urkunde geehrt.

Text und Bilder Matthias Rehberger, Chefredakteur Glas+Rahmen